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Der Advent setzt ein Ende, um einen neuen Anfang zu schaffen. Der weihnachtliche Neuanfang gelingt, wenn ich dem Krieg im Großen wie im Kleinen ein Ende setze, so KAB-Diözesanpräses Wagner. Wenn ich mich meinem Nächsten zuwende – gerade auch in Form eines politischen Engagements für eine gerechtere Gesellschaft.
Weihnachtsbotschaft des KAB-Diözesanvorstands, verfasst von Diözesanpräses Diakon Michael Wagner:
Liebe Mitglieder und Freunde der KAB,
Der Advent ist eine Zeit des Endes. Die Texte des Propheten Jesaja betrachten hierbei ein besonderes Ereignis: Den Krieg. Der Krieg ist immer der Anfang vom Ende. Mit dem Krieg endet die Wahrheit, die Menschlichkeit, die Zukunft. Der Krieg reißt alles, was Leben bewahren und schaffen will, mit in sein mörderisches Grab. Der Krieg tötet Vertrauen, sät Hass. Der Krieg verwandelt Freunde in Feinde. Der Krieg macht aus dem Menschen ein Unwesen, das blind, taub, gefühllos wird. Der Krieg tötet Söhne, raubt Vätern und Müttern ihre Söhne, Kindern ihre Väter. Der Krieg macht alle gleich. Er generiert Krieg nur Verlierer.
In diese Zeit des Endes spricht der Advent seine Botschaft eines neuen Anfanges hinein. Der beginnt, indem ich mich aus dem wohligen Wohnzimmersofa erhebe, den Kopf aus dem Sand zieh und meinen Blick auf das Wesentliche, in mein Innerstes hinein, richte. Ganz wie es Angelius Silesius im Cherubinischen Wandersmann beschreibt:
"Halt ein, wo eilst du hin?
Wird Christus zu Bethlehem tausendmal geboren,
und nicht in dir,
du bleibst verloren."
Einen neuen Anfang finden, auf das besinnen, was mich als Mensch ausmacht, dem Krieg ein Ende zu setzen, aufhören kriegerisch zu denken und zu handeln, aufhören Nation gegen Nation auszuspielen, den Ort der Geburt, die Farbe der Haut, die Frage der Herkunft gegen die Würde des Menschen auszuspielen Viele KAB-Mitglieder wirken einen neuen Anfang mit. Sie beerdigen ihren Pazifismus nicht, sondern leben ihn aktiv, indem sie Flüchtlinge aufnehmen, ihnen mit Rat und Tat beiseite stehen, damit sie Fuß fassen vor Ort, Arbeit aufnehmen können und sich neu beheimatet fühlen.
Krieg herrscht aber nicht nur durch Nationen und Militärs, sondern es herrscht auch Krieg gegen die Schöpfung. Die Schändung der Schöpfung ist Krieg. Sie tötet die Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren und ökologischen Systemen. Es ist ein Krieg der Reichen gegen die Armen. Nicht nur der reichen wohlhabenden Nationen, globaler Konzerne, sondern auch von überreichen Menschen. 195 Milliardäre haben denselben CO2-Verbrauch wie Frankreich mit seiner Industrie und etwa 67 Millionen Einwohnern. Einen neuen Anfang finden, heißt für die KAB, eine Wirtschaft wieder zu beleben, die dem Menschen und dem Leben dient. Die Anreize der Soziallehre hierzu aufnehmen, sie in den Diskurs mit der Gesellschaft voranzubringen, hierzu tragen viele aktive KABler*innen bei.
Krieg herrscht auch bei uns: Während der Reichtum der reichsten Deutschen in der Pandemie um 75 Prozent gewachsen ist, lebt zugleich mittlerweile jede fünfte Familie in Armut. Während Topmanager in den DAX-Konzernen ihr Gehalt im vergangenen Jahr um 25% steigerten und sie damit 53-mal so viel wie ihre durchschnittlichen Mitarbeiter verdienen, bewegt sich deren Lohnerhöhung je nach Tarifabschluss zwischen drei bis sechs Prozent. Während der Betrug bei Hartz-IV den Staat etwa 60 Millionen Euro kosten, kosten die Steuerprivilegien einiger weniger überreicher Menschen die Gesellschaft 80 Milliarden Euro im Jahr. Diese Strukturen der Ungerechtigkeit gleichen einer tickenden Zeitbombe. Niemand vermag zu ahnen, wann, wie und wo sie explodiert und das bestehende gesellschaftliche Gefüge zerreißt.
Einen neuen Anfang finden, aufhören Reichtum, als Gott gewollt zu verteidigen und Arme anzuklagen und verantwortlich für ihr Schicksal zu machen. So fangen viele KAB-Mitglieder täglich neu an, indem sie aktiv die Tafeln unterstützen, bereit sind zu spenden, was bei ihnen das Plus an Geld, Zeit, Gegenständen, um Not zu lindern. Anfangen mit anderen Organisationen gemeinsam für Steuergerechtigkeit einzutreten, um finanzielle sowie soziale Schäden durch Überreichtum zu beheben.
Christus wird in mir geboren, wenn ich Gott im Angesicht des Nächsten erkenne, wenn ich Gott in seiner Schöpfung sehe. Advent beendet das trübe Treiben, wenn ich einen neuen Anfang wage, Gott die Chance zu geben, in mir zu wachsen und mich zu stärken, um mich dann den Mitmenschen zuzuwenden, um gemeinsam Gott zu finden. Wenn das gelingt, dann wird auch die Botschaft der Engel im Weihnachtsevangelium mein Herz, meine Sinne, meine Seele erheben und kräftigen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“
Der Advent setzt ein Ende, um einen neuen Anfang zu schaffen. Das ist und bleibt der weihnachtliche Auftrag in besonderer Art und Weise an die KAB. Viele von Ihnen haben mitgewirkt, einen neuen Anfang zu finden, etwa im Einsatz für den arbeitsfreien Sonntag, den Mindestlohn, die Tariftreue. Viele versuchen, anderen einen Neuanfang zu ermöglichen, etwa auch als Versichertenberater*innen, ehrenamtlich Richter*innen. Indem Sie sich weiterhin engagieren, den vielfältigen großen wie auch kleinen Kriegen, ein Ende zu setzen, schaffen Sie den Raum dafür, den Himmel auf Erden einen Anfang zu bahnen, um Gott im Menschen Gestalt annehmen zu lassen. Hierzu segne Gott unser Beenden und Anfangen, unser Mühen, unsere Arbeit!
Ihr KAB-Diözesanvorstand
Michael Wagner, Diözesanpräses; Hanne Möller, Diözesanvorsitzende; Hannes Kreller, Diözesanvorsitzender; Sibylle Schuster, Geschäftsführung.
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